Warme Milch mit Honig

Um eins vorweg klar zu stellen: unsere Heldin dieses Blogs, Bobby Bach, existiert nicht. Sie ist eine fiktive Person.

Zweiter Fakt, bei Bobby handelt es sich um eine Frau, die das Pech hatte, von ihrem Vater den Namen Robert erhalten zu haben. Dieser wollte bei der Geburt seines ersten Kindes sicher gehen, das der Name seines verstorbenen Vaters weitergegeben wird, komme was wolle. Nun, und dann kam ein Mädchen zur Welt und wurde halt auf den Namen Robert getauft.

Kurz darauf folgten in der Familie Bach noch ein Mädchen, dann ein Junge und noch ein Mädchen. Diese bekamen dann Namen, die eindeutig auf ihre Geschlechter schließen ließen. Denn deren Mutter ließ ihren Mann nur den Namen des ersten Kindes bestimmen. Von dort an kümmerte sie sich selbst um den wichtigen Papierkram.

Aber zurück zu Bobby.

Ihr ist das passiert, was sich viele von uns immer wieder erträumen. Sie gewann in der Lotterie. Und das nicht so wie ihre Oma, mal hier und da einen Fünfer und ein paar Zerquetschte. Sondern so richtig groß. Sie zog das übergroße Los und wusste, damit für den Rest ihres Lebens ausgesorgt zu haben. Solange sie vernünftig mit dem Geld umgehen würde.

Ein Glück für sie, ist sie bereits vernünftig. Mehr oder weniger. Aber auf jeden Fall vernünftiger, als noch mit Anfang zwanzig. Da wäre das Geld vorwiegend in große Reisen, Partys und schicke Kleidung geflossen. Doch Bobby war bereits 37 Jahre alt und dazu noch alleinerziehende Mutter eines fünfjährigen Jungen. Da setzt man dann wohl doch etwas andere Prioritäten.

Insgeheim hatte sie sich schon lange gewünscht, vom Stadtrand Berlin ins echte Grün zu ziehen. In die Uckermark, oder nach Mecklenburg. Nicht zu weit weg von der Familie in der Großstadt und nah genug ans Meer. So weit weg, um bei einer Spazierrunde einfach niemandem zu begegnen. Die Vögel nicht wie in der Großstadt schreien, sondern singen zu hören.

Nachdem hier und da kleine und größere Wünsche erfüllt wurden, sowas wie das Killen der BAföG Schulden in der Familie, oder Raten auf das Haus ihrer Eltern abbezahlen, legte die beauftragte Maklerin Bobby das absolute Traumhaus vor. Mitten in der Uckermark.

Wobei der Begriff Haus wohl untertrieben ist, denn wir sprechen hier von dem Gutshof Bachenbau. Auch wenn sich das Wort „Bach-e“ auf eine Wildsau bezieht, sah Bobby Bach das als ein positives Zeichen und unterschrieb nach einem einzigen Besuch den Kaufvertrag. Vielleicht war das wieder etwas unvernünftig. Aber die Maklerin als auch eine extern beauftragte Architektin, Bobbys jüngste Schwester, sprachen Bobby gut zu.

Der Gutshof ähnelt einem hübschen Schlösschen und ist zudem auf den neuesten Stand gebracht, selbstredend Denkmalschutzkonform.

Das Ehepaar, welches den Gutshof mit allem drumherum verkaufte, hatte die letzten fünf Jahre ihr gesamtes Geld in den Hof gesteckt, um aus ihm eine kleine Pension zu zaubern. Fünf Zimmer könnten vermietet werden. Es gibt einen Saal zum Speisen und Feiern, eine größere Küche und so weiter. Das Datum der Eröffnung stand auch schon fest. Es fehlte an nichts, außer an Liebe füreinander, so dass sich das Paar trennte und ihre gemeinsamen Pläne im letzten Augenblick Aufgaben.

Was nun Bobby mit dem Gutshof genau anfangen wird, weiß sie auch noch nicht genau.

Beziehungsweise hat sie mehr als einen Plan und kann sich, wie so oft in ihrem Leben, nicht entscheiden. Es liegt einfach in ihrer Natur, tausend gute Ideen zu haben. Sie dann durchzuziehen, ist etwas anderes. Mal fehlte es an Geld, dann wieder an Zeit und wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, bei manchen Plänen auch hin und wieder an genügend Interesse. Aber Geld und damit einhergehend auch Zeit, hat Bobby nun im Überfluss und wenn sie sich eines vorgenommen hat dann war es dieser Leitfaden: „Ab jetzt soll alles was ich tue sich nach warmer Milch mit Honig anfühlen, wisst ihr was ich meine?“, fragte sie ihre Familie auf der Abschiedsfeier aus Berlin. Selbst ihre Schwester, die mit dem Abendgetränk nicht viel anfangen konnte, nickte bestärkend.

Und so zieht Bobby mit ihrem Sohn aus Berlin in ihr neues Leben im Grünen.